Das Mahmal
Am Ort des ehemaligen Arbeitserziehungslagers Ohrbeck befindet sich heute neben der Gedenkstätte Augustaschacht ein Mahnmal, sowie weitere Gedenkzeichen, die den Opfern der Zuchthaft und Zwangsarbeit gedenken. Entworfen wurde das Mahnmal vom Künstler Volker Johannes Trieb und am 27. Januar 1998 eingeweiht.[1]Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., 2000, 23.
Nachdem das Arbeitserziehungslager Ohrbeck am 1. April 1945 aufgelöst wurde, diente das Maschinen- und Kesselhaus des Augustaschachts primär als Unterkunft für deutsche Heimatvertriebene und auch als Wohnort Einheimische. In den 1960er Jahren erfolgte der Abriss des Kesselhauses, das Gelände und das verbliebene Maschinenhaus wurden verlassen.[2]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 474-480. Das öffentliche Interesse an der Aufarbeitung der Vergangenheit des Augustaschachts nahm in den 1980er Jahren zu und führte zur Errichtung des Gedenkortes.[3]Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am Beispiel Augustaschacht. Wie kann es in einer … Continue reading Weitere Initiativen führten schließlich zur Eröffnung der Gedenkstätte Augustaschacht im April 2008.[4]„Geschichte des Vereins.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 25, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/ueber-uns
Am Eingang des Augustaschacht befindet sich ein Gedenkzeichen, welches die aus Eisen gefertigten, mittlerweile rostangelaufenen Buchstaben „AZ“, abgekürzt für „Arbeitszucht“, darstellen. Dieselbe Abkürzung musste von den ehemaligen Häftlingen zur Kennzeichnung am Rücken getragen werden.[5]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 20-21.
Das Mahnmal auf der nördlichen Seite des Geländes besteht aus hohen, in einem begehbaren Viereck angeordneten Stahlplatten. Auf der Innenseite des Mahnmals befinden sich mit den Stahlplatten verbundene Sitzmöglichkeiten, welche jedoch nach Intention des Künstlers durch die schroffe Stahlkonstruktion wenig einladend sein sollen. Somit soll dieser Ort zum Nachdenken über das dort geschehene Unrecht anregen.[6]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22.
Die von Volker Trieb gewählte Formensprache, wie die Abstände zwischen den Stahlplatten, welche den Betrachter:innen aus dem Inneren des Mahnmals einen Blick auf das Maschinenhaus gewähren, soll sowohl an die Befreiung der Inhaftierten, als auch an die Perspektive einer menschlicheren Zukunft erinnern.[7]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22-23. Teil des Ensembles ist zudem eine Gedenktafel, welche die Namen von 80 nachgewiesenen Todesopfern aufführt.[8]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 23.
The memorial
At the site of the former Ohrbeck labor education camp, there is now a memorial beside the Augusta Shaft (Augustaschacht), as well as other commemorative signs honoring the victims of disciplinary confinement and forced labor. The Augusta Shaft monument was designed by the artist Volker-Johannes Trieb and was inaugurated on January 27, 1998.[9]Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., 2000, 23.
After the dissolution of the Ohrbeck camp on April 1, 1945, the machine and boiler houses of the Augusta Shaft served primarily as accommodation for displaced Germans and also as a residence for locals. In the 1960s, the boiler house was demolished, and the site, along with the remaining machine house, was abandoned.[10]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 474-480. Public interest in addressing the history of the Augusta Shaft increased in the 1980s, leading to the establishment of the memorial site.[11]Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am Beispiel Augustaschacht. Wie kann es in einer … Continue reading Further initiatives eventually led to the opening of the Augusta Shaft memorial exhibition in April 2008.[12]„Geschichte des Vereins.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 25, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/ueber-uns
At the entrance to the Augusta Shaft, there is a commemorative representation in now rusted iron of the letters “AZ,” an abbreviation for “Arbeitszucht” or “Labor Discipline.” The same abbreviation had to be worn on inmates’ backs for identification.[13]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 20-21.
The monument, located on the northern side of the grounds, consists of tall steel plates arranged in a square, among which visitors can walk. On the inside of the monument, there are seats connected to the steel plates, which the artist designed purposely to be unwelcoming due to their rugged steel construction. This place is intended to encourage reflection on the injustice that occurred there.[14]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22. The artistic language chosen by Trieb, such as the spacing between the steel plates, allowing viewers sitting or standing inside the monument to glimpse the machine house, aims to remind the audience of both the liberation of the detainees and the possibility of a more humane future.[15]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22-23. Also part of the ensemble is a memorial plaque listing the names of 80 confirmed victims.[16]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 23.
Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck
Die sogenannten „Arbeitserziehungslager“, abgekürzt AEL oder auch AZL, stellten eine gesonderte Kategorie innerhalb des Lagersystems während der NS-Herrschaft dar. Sie unterstanden der Geheimen Staatspolizei, die in ihnen die Disziplinierung der innerhalb des deutsch-besetzten Territoriums arbeitenden Zwangsarbeiter:innen sicherstellte.[17]Tech, Andrea. Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland 1940 – 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, 67. Eines dieser AELs befand sich in Ohrbeck bei Osnabrück.
Insgesamt existierten auf deutschem und deutsch-besetzten Territorium zwischen 100 und 200 AELs. Allerdings waren die Bezeichnung und die Funktion eines AELs und somit die Zuordnung nicht immer eindeutig,[18]Tech, Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland, 9; Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., … Continue reading weshalb auch die genaue Anzahl dieser „KZs der Gestapo“[19]„Gedenkstätte Augustaschacht.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 30, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/historische-orte#c1064. nicht eindeutig bestimmbar ist.
Die Einrichtung des AELs Ohrbeck erfolgte im Januar 1944. Den steigenden Bedarf an Arbeitskräften für die Kriegswirtschaft kompensierte das NS-Regime durch die Verschleppung immer neuer ausländischer Zwangsarbeiter:innen, auch nach Osnabrück.[20]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 107. Die Gestapo richtete das AEL im alten Maschinenhaus des Augustaschachtes ein.[21]Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., Gedenkstätte Augustaschacht. Im Zeitraum des Bestehens des Lagers von Januar 1944 bis April 1945 wurden hier ca. 2.000 Menschen unterschiedlicher Nationalität, die meisten von ihnen aus den Niederlanden, Italien, den besetzten Teilen der Sowjetunion, Polen, aber auch dem Deutschen Reich, unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert und zur Arbeit gezwungen.[22]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 177; Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am … Continue reading Unter den Häftlingen befanden sich auch Personen, die im Kontext der Aktion Gewitter verhaftet worden waren.[23]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 315.
Das Gelände und das Maschinenhaus, auf dem sich das AEL befand, gehörte dem Klöckner-Konzern, der mit der Gestapo zusammenarbeitete und zur Stahlproduktion zwei Werke in Osnabrück und im benachbarten Georgsmarienhütte betrieb. Insbesondere letzteres stellte den hauptsächlichen Arbeitsort der Inhaftierten dar.[24]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 108. Darüber hinaus wurden die Häftlinge bei Bombenräumungen und Aufräumarbeiten in Osnabrück eingesetzt.[25]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 385. Wie viele Zwangsarbeiter:innen infolge der schlechten Lebensbedingungen und der schweren Arbeit im AEL Ohrbeck verstarben, lässt sich nicht genau ermitteln. Die – in diesem Punkt erwiesenermaßen unvollständige – Osnabrücker Gestapo-Kartei führt 32 Todesfälle im AEL Ohrbeck auf. Die Hinzunahme weiterer Dokumente von Institutionen im Umfeld des AEL lässt auf eine Todeszahl von mindestens 100 Personen schließen.[26]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 411.
The Ohrbeck Labor Education Camp
The “Arbeitserziehungslager” (labor education camps), abbreviated as AEL or AZL, constituted a distinct category within the camp system operated under Nazi rule. They were under the control of the Secret State Police (Gestapo), which ensured that discipline was maintained among forced laborers working in German and German-occupied territories.[27]Tech, Andrea. Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland 1940 – 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, 67. One AEL was located in Ohrbeck, near Osnabrück.
In total, there were between 100 and 200 of these camps in territory under German control. However, the designation and function of an AEL were not always clear, making classification difficult,[28]Tech, Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland, 9; Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., … Continue reading which is why the exact number of these “Gestapo concentration camps”[29]„Gedenkstätte Augustaschacht.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 30, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/historische-orte#c1064. cannot be definitively stated.
The establishment of the AEL in Ohrbeck took place in January 1944. The increasing need for labor in the wartime economy was addressed by the Nazi regime through the deportation of foreign forced laborers, including to Osnabrück.[30]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 107. The Gestapo set up the AEL in the old machine house of the Augusta Shaft.[31]Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., Gedenkstätte Augustaschacht. During the existence of the camp from January 1944 to April 1945, approximately 2,000 people of different nationalities, mostly from the Netherlands, Italy, the occupied regions of the Soviet Union, Poland, and Germany itself, were incarcerated and forced to work there under inhumane conditions.[32]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 177; Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am … Continue reading Among the prisoners were individuals who had been arrested in the context of “Aktion Gewitter” (Operation Thunderstorm).[33]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 315.
Augusta Shaft was built in 1876 as a pump house for the smelting works. The grounds and the machine house where the AEL was located belonged to the Klöckner conglomerate, which collaborated with the Gestapo and operated two steel production plants in Osnabrück and neighboring Georgsmarienhütte. The latter served as the main workplace for the detainees.[34]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 108. Additionally, the prisoners were used in bomb clearance and cleanup efforts in Osnabrück.[35]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 385. The exact number of forced laborers who died as a result of the poor living conditions and heavy work in AEL Ohrbeck cannot be precisely determined. The Osnabrück Gestapo records, which are admittedly incomplete in this regard, list 32 deaths in the camp. Taking into consideration additional documents from institutions related to the AEL, it can be inferred that the death toll was at least 100.[36]Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 411.
Informationen
Website der Gedenkstätte Augustaschacht und Gestapokeller Osnabrück: https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/
↑1, ↑9 | Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., 2000, 23. |
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↑2, ↑10 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 474-480. |
↑3, ↑11 | Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am Beispiel Augustaschacht. Wie kann es in einer gesitteten Welt so etwas abstoßendes geben, edited by Joachim Herrmann, Susanne Tauss, Volker Issmer, 13-19. Bramsche: Rasch, 2001, 18. |
↑4, ↑12 | „Geschichte des Vereins.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 25, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/ueber-uns |
↑5, ↑13 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 20-21. |
↑6, ↑14 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22. |
↑7, ↑15 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 22-23. |
↑8, ↑16 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück, 23. |
↑17, ↑27 | Tech, Andrea. Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland 1940 – 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, 67. |
↑18, ↑28 | Tech, Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland, 9; Issmer, Volker. Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück. Eine Dokumentation. Osnabrück: Landschaftsverband Osnabrücker Land E.V., 2000, 33. |
↑19, ↑29 | „Gedenkstätte Augustaschacht.“ Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., accessed November 30, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/historische-orte#c1064. |
↑20, ↑30 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 107. |
↑21, ↑31 | Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V., Gedenkstätte Augustaschacht. |
↑22, ↑32 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 177; Issmer, Volker. „Der Reichseinsatz von Niederländern in Deutschland während des 2. Weltkriegs.“ In Zwangsarbeit und „Arbeitszucht“ am Beispiel Augustaschacht. Wie kann es in einer gesitteten Welt so etwas Abstoßendes geben, edited by Joachim Herrmann, Susanne Tauss, Volker Issmer, 13-19. Bramsche: Rasch, 2001, 18. |
↑23, ↑33 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 315. |
↑24, ↑34 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 108. |
↑25, ↑35 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 385. |
↑26, ↑36 | Issmer, Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck, 411. |