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Mahnmal “Lea Levy”

Memorial “Lea Levy” • “Lea Levy" memoriāls • Мемарыял “Леа Леві”

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360° Panorama

Vor den Sportanlagen des Osnabrücker Sportclubs (OSC) an der Kreuzung der Hjärm-Grupe- mit der Ohnesorgstraße erinnert ein Denkmal an die jüdische Turnerin Lea Levy und durch sie stellvertreten an den Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus Sportvereinen bereits ab den 1920er Jahren.

Den Anstoß für die Errichtung dieses Denkmals gab ein Podcast: sieben Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe der Integrierten Gesamtschule Osnabrück und des Gymnasiums Bad Iburg nahmen 2021 gemeinsam am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil und setzten sich unter dem Titel „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ mit dem Leben Lea Levys auseinander, die bereits 1924 als Jüdin vom damaligen Osnabrücker Turnverein – heute der OSC – ausgeschlossen worden war.[1]“Errichtung einer Gedenkstätte für diskriminierte und ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler (Konzeptpapier).” Gymnasium Bad Iburg, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading

Das Projekt erhielt einen der 250 Landessiegerpreise für das Land Niedersachsen.[2]“Lea Levy – Ausgrenzung von Juden in Osnabrücker Sportvereinen.” Körber Stiftung, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading Eine Kooperation mit dem OSC führte dazu, dass der Podcast der Schülerinnen und Schüler in Form eines Denkmals für Lea Levy Gestalt annahm. Unter Anleitung des Künstlers und Bildhauers Bernd Obernüfemann entwarfen die Kunstleistungskurse beider Schulen mehrere Konzepte für einen Gedenkort, von denen eines in einem mehrtägigen Workshop als Skulptur realisiert, am 9. November 2021 eingeweiht und im Juni 2022 mit dem ersten Platz des Silten-Preises des Bremer Vereins Lastoria ausgezeichnet wurde.[3]Schulze, Heiko. “Neue Stätte der Erinnerung – und scharfe Kritik an L+T. Osnabrücker Rundschau.” Osnabrücker Rundschau, November 9, 2022, accessed October 25, 2023. … Continue reading

Das aus Stahl, Maschendraht, Styropor und Fliesenkleber gefertigte Denkmal zeigt eine turnende Person, die „stellvertretend für alle ausgeschlossenen jüdischen Sportlerinnen und Sportler“ steht, auf einem an das Turngerät „Pauschenpferd“ erinnernden und mit einem verzerrten Davidstern, der Jahreszahl 1924 sowie der in hebräischer Sprache gehaltenen Inschrift „In Erinnerung an die jüdischen Athleten“ (היהודים הספורטאים לזכר) versehenen Sockel. Durch den Sockel geht ein tiefer Riss als Symbol sowohl für „den Bruch in der damaligen Gesellschaft als auch für den persönlichen Einschnitt im Leben der jüdischen Sportlerinnen und Sportler“.[4]“Errichtung einer Gedenkstätte für diskriminierte und ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler (Konzeptpapier).” Gymnasium Bad Iburg, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading

Dieser Riss scheint auch beinahe ein Jahrhundert nach Lea Levys Ausschluss aus dem Osnabrücker Turnverein nicht verschwunden zu sein: Im Juli 2022 beschädigten Unbekannte das Denkmal.[5]Hinrichs, Winfried. “Lea-Levy-Denkmal beim OSC beschädigt: Polizei verfolgt erste Spur.” Neue Osnabrücker Zeitung, July 28, 2022, accessed November 20, 2023. … Continue reading

In front of the facilities of the Osnabrück Sports Club (Osnabrücker Sportclub, OSC) at the intersection of Hjärm-Grupe- and Ohnesorgstraße, a monument commemorates the Jewish gymnast Lea Levy and, through her, symbolizes the exclusion of Jewish men and women from sports clubs from as early as the 1920s.

The inspiration for the establishment of this monument came from a podcast: Seven students from the 11th grade of the Integrierte Gesamtschule Osnabrück and the Gymnasium Bad Iburg produced that podcast for the 2021 Federal President’s History Competition, exploring the life of Lea Levy under the title “Moving Times. Sport Shapes Society.” Levy, a Jew, was expelled from the Osnabrück Gymnastics Club (Osnabrücker Turnverein, OTV) – now the OSC – in 1924.[6]“Errichtung einer Gedenkstätte für diskriminierte und ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler (Konzeptpapier).” Gymnasium Bad Iburg, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading

The project received one of 250 prizes awarded across Lower Saxony.[7]“Lea Levy – Ausgrenzung von Juden in Osnabrücker Sportvereinen.” Körber Stiftung, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading A collaboration with the OSC led to the transformation of the students’ work into a monument for Lea Levy. Under the guidance of the artist and sculptor Bernd Obernüfemann, students studying art courses at both schools designed several potential concepts for a memorial site. One of these concepts was realized as a sculpture in a multiday workshop, inaugurated on November 9, 2021, and awarded the Silten Prize by the Bremen-based association Lastoria in June 2022.[8]Schulze, Heiko. “Neue Stätte der Erinnerung – und scharfe Kritik an L+T. Osnabrücker Rundschau.” Osnabrücker Rundschau, November 9, 2022, accessed October 25, 2023. … Continue reading

The monument, made of steel, wire mesh, Styrofoam, and tile adhesive, depicts a gymnast, representing “all excluded Jewish athletes,” on a pedestal reminiscent of a pommel horse. The pedestal is adorned with a distorted Star of David, the year 1924, and an inscription in Hebrew: “In Memory of the Jewish Athletes” (היהודים הספורטאים לזכר). A deep rift runs through the pedestal, symbolizing both “the rupture in the society of that time and the personal impact on the lives of Jewish athletes.”[9]“Errichtung einer Gedenkstätte für diskriminierte und ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler (Konzeptpapier).” Gymnasium Bad Iburg, 2021, accessed October 25, 2023. … Continue reading

This rift seems not to have disappeared even a century after Lea Levy’s expulsion from the OTV: In July 2022, unknown individuals broke off parts of the monument.[10]Hinrichs, Winfried. “Lea-Levy-Denkmal beim OSC beschädigt: Polizei verfolgt erste Spur.” Neue Osnabrücker Zeitung, July 28, 2022, accessed November 20, 2023. … Continue reading

Das Schicksal der Osnabrücker Turnerin Lea Levy ist nur ein Beispiel für den Antisemitismus und den Ausschluss aus der Gesellschaft, den Jüdinnen und Juden bereits ab Mitte der 1920er Jahre in der Weimarer Republik und ab 1933 unter dem NS-Regime erfahren mussten.

Am 21. Oktober 1914 kam Lea Levy unter dem Namen Gretel Falk in Osnabrück zur Welt.[11]Junk, Peter, and Martina Sellmeyer. Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Entrechtung, Vertreibung, Vernichtung. Juden in Osnabrück 1900–1945. Ein Gedenkbuch. Bramsche: Rasch Verlag, 1989, 274. Bereits mit fünf Jahren trat sie dem Osnabrücker Turnverein (OTV) bei und war aufgrund ihres Talents Vorturnerin für ihre Altersgruppe, bis ihre Eltern sie 1924 abmeldeten.

Das taten sie nicht etwa freiwillig. Der seit Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem nach dem Ersten Weltkrieg zunehmende Antisemitismus führte dazu, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger auch schon vor Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ins gesellschaftliche Abseits gedrängt wurden; auch der OTV schloss 1924 seine jüdischen Mitglieder aus, bzw. drängte sie zum Austritt.[12]Pfeiffer, Lorenz, and Henry Alexander Wahling. Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen. Göttingen: Wallenstein Verlag, 2012, … Continue reading Alternativen boten der im selben Jahr gegründete Jüdische Turn- und Sportverein unter Leitung des – nicht-jüdischen – Sportlehrers Ernst Sievers, der 1928 gegründete Jüdische Tennisverein Schwarz-Weiß Osnabrück und die örtliche Gruppe des „Makkabi Hatzair“ – ein sozialdemokratisch ausgerichteter Zweig der jüdischen Jugendbewegung, zu deren Mitgliedern Gretel Falk gehörte, sowie weitere jüdische Vereine unterschiedlichster Ausrichtung.[13]Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 292–297, 300–303.

1932 umgewandelt in einen Jüdischen Jugendverein, gerieten der Jüdische Turn- und Sportverein wie auch andere jüdische Vereine und ihre Mitglieder nach der sogenannten „Machtergreifung“ zunehmend unter Druck, waren wachsender Repressalien ausgesetzt und wurden im Rahmen der „Gleichschaltung“ vom Regime verboten.[14]Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 294. Da sie zudem an ihrer Schule, der Mädchenschule Oberlyzeum, zunehmend antisemitischen Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt war, entschied Gretel Falk sich zur Emigration nach Palästina.[15]Sellmeyer, Martina. “Jüdisches Leben im Viertel: Über das grausame du beschämende Ende eines nie ganz und gar selbstverständlichen Nebeneinanders jüdischer und nichtjüdischer Osnabrücker.” … Continue reading 1934 setzte die gerade einmal Zwanzigjährige ihren Plan in die Tat um. In Palästina traf sie den ebenfalls aus Osnabrück stammenden Siegfried Levy. Nach ihrer Heirat im Dezember 1936 nahm sich Gretel Falk nicht nur den Nachnamen ihres Ehemannes an, sondern auch einen hebräischen Vornamen und nannte sich fortan Lea Levy.[16]Junk and Sellmeyer, Stationen, 274.

The fate of the Osnabrück gymnast Lea Levy is just one example of the antisemitism and social exclusion that Jewish men and women endured from the mid-1920s in the Weimar Republic and from 1933 under the Nazi regime.

On October 21, 1914, Lea Levy was born in Osnabrück under the name Gretel Falk.[17]Junk, Peter, and Martina Sellmeyer. Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Entrechtung, Vertreibung, Vernichtung. Juden in Osnabrück 1900–1945. Ein Gedenkbuch. Bramsche: Rasch Verlag, 1989, 274. At the age of five, she joined the Osnabrück Gymnastics Club (Osnabrücker Turnverein, OTV) and, due to her talent, became a lead gymnast for her age group until her parents withdrew her membership in 1924.

This withdrawal was not voluntary. The increasing antisemitism witnessed since the late 19th century and especially after the First World War led to the social exclusion of Jewish citizens even before the start of Nazi rule. In 1924, the OTV expelled its Jewish members or pressured them to withdraw their membership.[18]Pfeiffer, Lorenz, and Henry Alexander Wahling. Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen. Göttingen: Wallenstein Verlag, 2012, … Continue reading Alternative social clubs open to these individuals included the Jewish Gymnastics and Sports Club, founded in the same year under the leadership of the non-Jewish sports teacher Ernst Sievers, the Jewish Tennis Club Schwarz-Weiß Osnabrück, founded in 1928, and the local group of the Zionist “Makkabi Hatzair” – a socially democratic branch of the Jewish youth movement, of which Gretel Falk was a member – as well as various other Jewish associations with different orientations.[19]Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 292–297, 300–303.

Converted into a Jewish Youth Association in 1932, the Jewish Gymnastics and Sports Club, like other Jewish organizations and their members, came under increasing pressure after the “Machtergreifung,” (Seizure of power) faced growing repression, and were banned by the regime as part of the “Gleichschaltung” (Synchronisation).[20]Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 294. Gretel Falk, now facing antisemitic insults and hostility at the Oberlyzeum Girls’ School, decided to emigrate to Palestine.[21]Sellmeyer, Martina. “Jüdisches Leben im Viertel: Über das grausame du beschämende Ende eines nie ganz und gar selbstverständlichen Nebeneinanders jüdischer und nichtjüdischer Osnabrücker.” … Continue reading In 1934, at the age of just 20, she carried out her plan. In Palestine, she met Siegfried Levy, also from Osnabrück. Following their marriage in December 1936, Gretel Falk not only took her husband’s last name but also adopted a Hebrew first name and henceforth called herself Lea Levy.[22]Junk and Sellmeyer, Stationen, 274.

Mediengalerie

Informationen

References
1, 4, 6, 9 “Errichtung einer Gedenkstätte für diskriminierte und ausgeschlossene jüdische Sportlerinnen und Sportler (Konzeptpapier).” Gymnasium Bad Iburg, 2021, accessed October 25, 2023. https://gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de/fileadmin/user_upload/kooperationen/Konzept_Gedenkstaette_OSC_web.pdf.
2, 7 “Lea Levy – Ausgrenzung von Juden in Osnabrücker Sportvereinen.” Körber Stiftung, 2021, accessed October 25, 2023. https://koerber-stiftung.de/projekte/geschichtswettbewerb/preistraeger-innen/bewegte-zeiten-sport-macht-gesellschaft/lea-levy-ausgrenzung-von-juden-in-osnabrcker-sportvereinen/.
3, 8 Schulze, Heiko. “Neue Stätte der Erinnerung – und scharfe Kritik an L+T. Osnabrücker Rundschau.” Osnabrücker Rundschau, November 9, 2022, accessed October 25, 2023. https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/heiko-schulze/neue-staette-der-erinnerung-und-scharfe-kritik-an-lt/; “Schüler*innen der IGS Osnabrück gewinnen den mit 1000€ dotierten Silten-Preis.” Integrierte Gesamtschule Osnabrück, June 16, 2022, accessed October 25, 2023. https://www.igs-osnabrueck.de/schulleben/artikel/schuelerinnen-der-igs-osnabrueck-gewinnen-den-mit-1000eur-dotierten-silten-preis.html.
5, 10 Hinrichs, Winfried. “Lea-Levy-Denkmal beim OSC beschädigt: Polizei verfolgt erste Spur.” Neue Osnabrücker Zeitung, July 28, 2022, accessed November 20, 2023. https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/lea-levy-denkmal-beim-osc-beschaedigt-polizei-verfolgt-erste-spur-42615098; “Zeugen gesucht: Unbekannte zerstörten Lea Levy Denkmal vor dem OSC.” Hasepost, July 25, 2022, accessed November 20, 2023. https://www.hasepost.de/zeugen-gesucht-unbekannte-zerstoerten-lea-levy-denkmal-vor-dem-osc-319723/.
11, 17 Junk, Peter, and Martina Sellmeyer. Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Entrechtung, Vertreibung, Vernichtung. Juden in Osnabrück 1900–1945. Ein Gedenkbuch. Bramsche: Rasch Verlag, 1989, 274.
12, 18 Pfeiffer, Lorenz, and Henry Alexander Wahling. Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen. Göttingen: Wallenstein Verlag, 2012, 291–293.
13, 19 Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 292–297, 300–303.
14, 20 Lorenz und Wahling, Juden im Sport während des Nationalsozialismus, 294.
15, 21 Sellmeyer, Martina. “Jüdisches Leben im Viertel: Über das grausame du beschämende Ende eines nie ganz und gar selbstverständlichen Nebeneinanders jüdischer und nichtjüdischer Osnabrücker.” In Das Katharinenviertel. Vom Gartenland zum Wohnquartier, edited by Bürgerinnen- und Bürgerverein. Katharinenviertel Osnabrück e.V., 73–75. Belm: Meinders & Elstermann, 2020.
16, 22 Junk and Sellmeyer, Stationen, 274.

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